Mathematik an der Universität Göttingen
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Minkowski

Hermann Minkowski (1864-1909)




Historisches


Historische Persönlichkeiten Göttingens in der Mathematik


Hermann Minkowski

Von Minkowski stammen bahnbrechende Arbeiten aus Zahlentheorie, Geometrie und Relativitätstheorie. Durch seine Anwendung geometrischer Methoden auf Zahlentheoretische Probleme begründete er das neue Gebiet der "Geometrie der Zahlen".

Minkowskis große Leistung auf dem Gebiet der Relativitätstheorie besteht in der mathematischen Durchdringung der von H.A. Lorentz und Albert Einstein entwickelten Elektrodynamik bewegter Körper unter dem Gesichtspunkt der Invarianz bei den sogenannten Lorentz-Transformationen. Die Zeichnung aus Minkowskis Vortrag Raum und Zeit soll die Zusammenfassung von Raum-Zeit-Koordination zum vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum veranschaulichen. Die bei Minkowskis frühem Tod hinterlassenen weiteren Notizen der Relativitätstheorie wurden von Max Born bearbeitet und herausgegeben.

Die Figur (aus Minkowskis Vortrag auf dem III. Internationalen Mathematiker-Kongress in Heidelberg 1904) erläutert den ebenen Fall des am Beginn von Minkowskis Geometrie der Zahlen stehenden sogenannten "Gitterpunktsatzes". Er besagt, daß ein zum Nullpunkt symmetrisches konvexes Gebiet vom Flächeninhalt 4 außer dem Nullpunkt im Inneren oder auf dem Rande noch mindestens zwei weitere Punkte mit ganzen Koordinaten besitzt.

So anschaulich und einfach zu beweisen dieser Satz auch ist, es bedurfte des Genies eines Minkowskis, um ihn zu finden und seine Bedeutung für die Zahlentheorie zu erkennen.

Minkowski war mit David Hilbert seit ihrer gemeinsamen Studienzeit in Königsberg eng befreundet. In seiner Gedächtnisrede sagt Hilbert:

Ostern 1881 hatte die Pariser Akademie das Problem der Zerlegung der ganzen Zahlen in eine Summe von fünf Quadraten als Preisthema gestellt. Dieses Thema griff der siebzehnjährige Student mit aller Energie an und löste die gestellte Aufgabe aufs glänzendste, indem er weit über das Preisthema hinaus die allgemeine Theorie der quadratischen Formen, insbesondere ihre Einteilung in Ordnungen und Geschlechter entwickelte.

Mit dem Motto: "Rien n'est beau que le vrai, le vrai seul est aimable" reichte der noch nicht Achtzehnjährige am 30. Mai 1882 die Arbeit der Pariser Akademie ein. Obwohl dieselbe, entgegen den Bestimmungen der Akademie, in deutscher Sprache abgefaßt war, erkannte die Akademie dennoch, unter ausdrücklicher Betonung des exzeptionellen Falles auf Zuerteilung des vollen Preises, da - wie es im Kommissionsbericht heißt - "eine Arbeit von solcher Bedeutung nicht wegen einer Irregularität der Form von einer Bewerbung auszuschließen sei", diese an und erteilte ihm im April 1883 den Grand Prix des Sciences Mathématiques.

Als die Zuerkennung des Akademiepreises an Minkowski in Paris bekannt wurde, richtete die dortige chauvinistische Presse gegen ihn die unbegründetesten Angriffe und Verdächtigungen. Die französischen Akademiker C. Jordan und J. Bertrand stellten sich sofort rückhaltlos auf die Seite Minkowskis. "Travaillez, je vous prie, à devenir un géometre eminent." In dieser Mahnung des großen französischen Mathematikers C. Jordan an den jungen deutschen Studenten gipfelte die bei diesem Anlaß zwischen C. Jordan und Minkowski geführte Korrespondenz, - eine Mahnung, die Minkowski treulich beherzigt hat; begann doch nun für ihn eine arbeitsfrohe und publikationsreiche Zeit.

Minkowski hatte aus Zeitgründen - Abgabetermin war der 1. Juli 1882 - seine Preisarbeit erst nachträglich ins Französische übertragen.